Wissenswertes rund um
Los- und Schwendtage

1. Die Lostage

Als Lostage werden bestimmte Tage des Jahres bezeichnet, welche besonders für die ländliche Bevölkerung einen Hinweis für die weitere Wetterentwicklung der nachfolgenden Wochen oder Monate geben, und welche für die Verrichtung bestimmter landwirtschaftlicher Arbeiten bedeutsam sind. Auch heute noch finden viele gärtnerische Tätigkeiten unter Berücksichtigung dieser Witterrungsregeln statt.
Der Glaube an die Lostage geht auf Gebräuche des Altertums zurück, die später von der christlichen Kirche übernommen wurden. Im Mittelalter wurden diese Termine (und andere Bauernregeln) meist mündlich sowie in landwirtschaftlichen Kalendern überliefert.

 

 

Insgesamt gibt es 84 Lostage, die bekanntesten sind:

Eisheilige, 11. - 15. Mai
In Norddeutschland gelten die Tage vom 11. bis 13. Mai als Eisheilige (Mamertus, Pankratius und Servatius).
Im Süden und Südosten Deutschlands kommt noch der 14. (Bonifatius) und der 15. Mai (kalte Sofie) hinzu, wohingegen der 11. (Mamertus) hier nicht gültig ist. Diese eintägige  Differenz beim Beginn der "Eisheiligen" erklärt sich aus dem Zeitraum, den die Kaltluft bei Eintritt der Nord-Wetterlagen benötigt, um von Nord nach Süd vorzudringen.

Schafskälte, 10. - 12. Juni
Mitte Juni tritt in Mitteleuropa relativ häufig ein Kälterückfall auf, ausgelöst durch Zufuhr von Polarluft, der als "Schafskälte" bezeichnet wird. In diesem Zeitraum liegt die Wahrscheinlichkeit für eine überdurchschnittliche Eintrittswahrscheinlichkeit bei gut 50 Prozent.

Siebenschläfer, 27. Juni - 01. Juli
Verläuft der Jetstream in einer relativ südlichen Lage über dem Ostatlantik und Europa, so wird im Mittel ein hoher Luftdruckunterschied zwischen dem sogenannten Islandtief und Azorenhoch aufgebaut. Dies führt zu einer übernormal lang andauernden Zufuhr feuchter und im Sommer als kühl empfundener Luftmassen vom Atlantik nach Mitteleuropa. Statistische Auswertungen besagen, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel zwischen gut 50 bis 70 Prozent liegt.

Hundstage, 23.Juli - 23. August
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff "Hundstage" heutzutage für sommerliche Hitzeperioden verwendet. In deutschen Kalendern und Büchern wird häufig der Zeitraum vom 23.7. - 23.8. (Sonne im Tierkreiszeichen Löwe) als 'Zeit der Hundstage' bezeichnet.
Die Zuordnung zum Kalender erfolgte im alten Griechenland. Mitte Juli bis Mitte August (gregorianisch) war und ist in Griechenland die heißeste Zeit des Jahres. Zugleich war um den 20. Juli vor rund 2000 Jahren der Aufgang des Sirius im 'Großen Hund' zu beobachten, womit die Hundstage anbrachen.

Altweibersommer, Mitte September - Anfang Oktober
Es handelt sich um eine beständige frühherbstliche Hochdrucklage über Mitteleuropa, die besonders häufig Mitte September bis Anfang Oktober auftritt und mit sommerlichen Temperaturwerten am Tag und kühlen Nächten (starke Taubildung) einhergeht.
Der Begriff "Altweibersommer" geht auf das altdeutsche Wort "weiben" zurück, was weben bedeutet. Die sich über Nacht stark abgekühlte Luftfeuchtigkeit führt am nächsten Morgen zu deutlich sichtbarere Tautropfenbildung an gewebten Spinnennetzen.

Martinssommer, 11. November
Der Martinssommer bezeichnet eine in Mitteleuropa um den Martinstag (11. November) in vielen Jahren vorkommende Schönwetterperiode die für diese Jahreszeit zu mild ist. Sie wird verursacht durch ein Hochdruckgebiet über Mittel- oder Osteuropa mit Zufuhr von Warmluft aus südlichen Breiten.

2. Die Schwendtage

Unter einem Schwendtag (auch: verworfener Tag oder Unglückstag) versteht der Volksglaube einen Tag, an dem nichts Neues (z. B. Urlaub, Reise, Arbeit, Operation, Heirat, Verlobung, Geschäftsabschlüsse) begonnen werden sollte. Besonders am 13. März, 18. August, 1., 3. u. 30. September - wer an diesen Tagen geboren wird, der sollte nicht lange oder wenigstens nicht sonderlich glücklich leben.
Drei Tage sind besonders unheilverheißend, ein Blutverlust an diesen Tagen bedeute den Tod binnen sieben oder acht Tagen, auch ein solcher Geburtstag sei mehr als bedenklich: Der 1. April, an dem Judas geboren wurde, am 1. August, als der Teufel (Luzifer) vom Himmel geworfen wurde und der 1. Dezember, dem Tag des Untergangs von Sodom und Gomorrha [handschriftl. aus Stendal, KUHN u. SCHWARTZ, C. 460 | vgl. 1. MOSE 19, 24-29].

Die Schwend­tage gel­ten als jähr­lich fest­ste­hend und gal­ten frü­her wäh­rend des gan­zen Jahres als Beson­der­heit. Die Amtskirche konn­te trotz großer Be­mü­hun­gen den über­lie­fer­ten Glau­ben, dass man an sol­chen Ta­gen nichts Neues an­fangen sol­le, lange Zeit nicht aus­rot­ten. Erst mit der mo­der­nen Zeit ge­rie­ten sie als Aber­glau­be in Ver­ges­sen­heit. Heu­te wis­sen nur noch w­eni­ge über­haupt um die­se Tage. Je­doch wer­den sie in so­ge­nann­ten Bauern­ka­len­dern im­mer wie­der als Bauern­re­geln ge­nannt und die ent­spre­chen­den Rat­schlä­ge ver­brei­tet.
Be­reits im an­ti­ken Rom waren Un­glücks­ta­ge ka­len­da­risch be­nannt. Hier wur­den sie als dies ater ("schwarzer Tag") be­zeich­net.

Wäh­rend an den Schwend­ta­gen be­stimm­te Tätig­kei­ten un­ter­las­sen wer­den sol­len, em­pfeh­len die Lostage be­stimm­te Ar­bei­ten oder wei­sen auf kom­men­de Er­eig­nis­se hin (z.B. Wet­ter­um­schwung).

Schwendtage (unglückliche Tage) im Überblick:

Januar: 2., 3., 4., 18.
Februar: 3., 6., 8., 16.
März: 13., 14., 15., 29.
April: 19.
Mai: 3., 10., 22., 25.
Juni: 17., 30.
Juli: 19., 22., 28.
August: 1., 17., 21., 22., 29.
September: 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28.
Oktober: 3., 6., 11.
November: 12.

einzig der Dezember hat keine Schwendtage.

Davon erheblich abweichend sind die Schwendtage aus Stendal (in der Altmark) überliefert:

Januar: 1., 3., 6., 17., 18.
Februar: 8., 16., 17.
März: 1., 12., 13., 15.
April: 3., 15., 17., 18.
Mai: 8., 10., 17., 30.
Juni: 1., 7.
Juli: 1., 5., 6.
August: 1., 3., 18., 20.
September: 15., 18., 30.
Oktober: 15., 17.
November: 11., 17.
Dezember: 1., 7., 11.



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